Aus der Ferne lieber Bruder
„In die Rolle des Jacob Grimm schlüpft derf Kasseler Schauspieler Carlo Ghirardelli in seinem neuen Programm „Aus der Ferne, lieber Bruder“. Biographisches, aber auch Märchen kommen darin nicht zu kurz.
Wie schon in den Grimm-Programmen mit seinem Kollegen Stefan Becker schlüpfte der 63-Jährige auch dieses Mal in die Rolle von Jacob.Dass Ghirardelli auch als Einzelkämpfer beim Publikum gut ankommt, er durch gekonnte Präsentationsform und Textauswahl fesselt, war schnell klar.
Was für ein enges Verhältnis er und Wilhelm schon in ihrer Kindheit hatten, wie es mit ihrer Märchensammlung los ging und was Dorothea Viehmann dabei für eine Rolle spielte - das und mehr erfuhren die Gäste in den unterhaltsamen Plaudereien Ghiradellis. „1810 schickte uns Brentano eine erste Sammlung von 50 Märchen - was von da an begann, war eine Kette von Glücksfällen.“ Dazu zählte wohl auch die Bekanntschaft mit der „Viehmännin“, deren exakte und lebendige Erzählweise großen Eindruck auf beide Brüder gemacht haben muss. Sie sei bei ihrem Zusammentreffen etwas über 50 Jahre alt gewesen, von kleiner Statur, keine Schönheit, aber mit feurigen Augen und großem Sprachtalent gesegnet, schilderte er die Bäuerin aus Zwehren, deren die Brüder ein Großteil ihrer Märchen zu verdanken haben. Mit dem Erscheinen der Erstausgabe der Kinder- und Hausmärchen zog längst kein Wohlstand bei den Brüdern ein: „Drei Mahlzeiten mussten wir uns zu Fünft teilen - und den Tee am Abend schafften wir ab, weil es keinen Zucker gab.“ Heute sei es vor allem den Chinesen zu verdanken, dass die Sammlung der Kinder- und Hausmärchen noch vor der Bibel das erfolgreichste Buch der Welt sei, merkte er an.
Wer Märchen liebt, gut unterhalten werden möchte und daneben noch etwas lernen will, ist bei Ghirardellis neuem Programm an der richtigen Adresse.“ (HNA)